Cloud-Backups für Microsoft 365 – Shared-Responsibility ist real

von Sep. 13, 2025Office 3650 Kommentare

„Die Daten gehören euch“ – und damit auch die Verantwortung: Microsoft betreibt die Plattform, ihr schützt die Inhalte. Wer sich auf Papierkörbe oder Standard-Aufbewahrungen verlässt, riskiert Datenverlust. Ein dediziertes Cloud-Backup für Microsoft 365 ist deshalb Pflicht.

Was bedeutet Shared-Responsibility?

Microsoft ist verantwortlich für …

  • Verfügbarkeit und Betrieb der Cloud-Dienste
  • Physische Sicherheit & Infrastruktur
  • Grundschutz (z. B. DDoS-Abwehr, Plattform-Redundanz)

Ihr seid verantwortlich für …

  • Integrität eurer Daten (Mails, Dateien, Chats, Sites)
  • Aufbewahrung/Compliance, Wiederherstellbarkeit
  • Identitäten, Berechtigungen, Konfigurationen

Warum Backups trotz Cloud?

  • Fehlbedienung & versehentliches Löschen – wird oft zu spät bemerkt.
  • Maliziöse Aktionen – z. B. nach Account-Übernahme oder Insider-Threat.
  • Ransomware & Sync-Ketten – Verschlüsseltes repliziert sich via Clients/Sync.
  • Konfig-Fehler – falsch gesetzte Aufbewahrungsregeln oder Berechtigungen.
  • Recht & Audit – revisionssichere Aufbewahrung, eDiscovery, Nachweise.
  • Betriebsrisiken – Tenant-Fehler, Lizenzabläufe, menschliche Irrtümer.

Merksatz: Papierkörbe und Standard-Aufbewahrungen sind Komfortfunktionen – kein Ersatz für ein echtes Backup mit eigener, abgesicherter Kopie und planbarem Restore.

Welche Workloads sichern?

Workload Was sichern? Worauf achten?
Exchange Online Postfächer, Kalender, Archive Item-Level-Restore, Wiederherstellung in neues/anderes Postfach, Journaling-Szenarien
OneDrive Benutzerdateien, Versionen Ransomware-Fälle, gelöschte Accounts & Offboarding, Restore in Ordner/Benutzer
SharePoint Online Sites, Dokumentbibliotheken, Berechtigungen Point-in-Time-Restore, Site-/Library-Restore, Metadaten & Freigaben
Microsoft Teams Chats, Kanäle, Dateien (liegen in SPO/OD) Abdeckung von Privat-/Gruppen-Chats, Channel-Posts, Struktur & Mitglieder
Sonstiges Planner/Loop/OneNote, Entra-Objekte, Public Folders Produkt-Support des Backup-Herstellers prüfen; API-Abdeckung & Limits beachten

Backup-Strategie in 7 Schritten

1) Ziele & Risiken

  • Welche Daten sind kritisch? Welche RPO/RTO müssen wir erreichen?

2) Schutzumfang

  • Welche Workloads/Benutzer? Komplett-Tenant vs. kritische Bereiche zuerst.

3) Häufigkeit & Retention

  • Intervall (z. B. mehrmals täglich) und Aufbewahrung (kurz/langfristig) festlegen.

4) Speicherziel

  • Objektspeicher mit Immutability/WORM, Region, Verschlüsselung.

5) Sicherheit & Rollen

  • Least-Privilege, MFA, getrennte Admin-Konten, Audit-Logs, 4-Augen-Prinzip.

6) Restore-Tests

  • Regelmäßig Item-/Site-/Mailbox-Restores testen, Recovery-Runbook pflegen.

7) Betrieb & Monitoring

  • Alarme, Fehlschläge, Kapazität & Kosten im Blick behalten; Wartungsfenster planen.

Restore-Szenarien (was ihr wirklich braucht)

SzenarioWorauf achten?Beispiel
Item-Level Suchen/Filtern, Vorschau, Wiederherstellung an Original/alternativen Ort Eine E-Mail/Datei gezielt zurückholen – ohne ganze Mailbox/Site zu überschreiben
Point-in-Time Zeitpunkt wählbar, konsistente Stände, Versionshistorie SharePoint-Bibliothek auf Zustand vor 3 Tagen zurücksetzen
Cross-Restore Wiederherstellung in anderes Postfach/Team/Site Gelöschter Mitarbeiter → Dateien in Teamlaufwerk wiederherstellen
Bulk-Restore Massen-Operationen, Deduplizierung, Throttling-Schutz Nach Ransomware hunderte Dateien gesammelt wiederherstellen

Sicherheit & Compliance

  • Verschlüsselung in Transit & At-Rest; kundenseitige Schlüssel optional.
  • Immutability/WORM gegen nachträgliche Manipulation/Löschung.
  • Rollen & Rechtemodell (RBAC), getrennte Admin-Wege, Auditierbarkeit.
  • Datenresidenz & DSGVO – Region, Vertragstexte, Auftragsverarbeitung.
  • API-Limits der Microsoft-Dienste berücksichtigen (Zeitfenster & Drosselung).

Kosten & Lizenzierung – worauf achten?

Transparenz

  • Lizenzmodell: pro Benutzer, pro TB oder hybrid?
  • Aufbewahrung: enthalten oder Aufpreis?
  • Support/Restore-SLA klar geregelt?

Versteckte Faktoren

  • API-Durchsatz/Throttling → längere Backups = Betriebsaufwand
  • Speicherklasse/Region → Kosten vs. Zugriffsgeschwindigkeit
  • Egress/Exports → Gebühren prüfen

10-Min-Quick-Check

Abdeckung

  • Sichern wir Exchange, OneDrive, SharePoint, Teams?
  • Wie oft? Wie lange?

Restore

  • Können wir Item-Level & Point-in-Time?
  • Test-Restore in den letzten 90 Tagen?

Sicherheit

  • Immutability aktiv? MFA/RBAC?
  • Region & Verträge DSGVO-konform?
Service-Baustein: Wir richten ein M365-Backup mit Immutability ein, dokumentieren RPO/RTO und führen einen Test-Restore durch – inkl. verständlichem Recovery-Runbook.

Stand: September 2025. Hinweise dienen der Information und ersetzen keine Rechtsberatung. Prüfe interne Compliance-Vorgaben und Vertragsunterlagen.

Jonas Mohr